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Nähe am Lebensende

  • Autorenbild: Nicole Schulze
    Nicole Schulze
  • 29. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit


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💜 Nähe am Lebensende


Ein Dank an die Hospize und ein Appell an die Angehörigen

Wenn das Leben sich dem Ende zuneigt, verändert sich vieles.

Die Zeit wird kostbar, die Gespräche intensiver, die Wünsche klarer. Und manchmal, ganz leise, ganz ehrlich, taucht ein Wunsch auf, der oft übersehen wird.

Der Wunsch nach Nähe. Nach Berührung. Nach Intimität.


Ich bin Sexualassistentin und Sexarbeiterin. Seit über zwanzig Jahren begleite ich Menschen, die sich nach körperlicher Nähe sehnen, darunter auch Menschen mit schweren Erkrankungen, die sich in palliativer Begleitung befinden oder in einem Hospiz leben.

Diese Begegnungen sind besonders. Sie sind selten, oft einmalig. Und sie berühren mich tief.


🕊️ Ein letzter Wunsch und der Mut, ihn auszusprechen


Manche Menschen, die ich besuche, haben eine To-do-Liste für ihr letztes Lebenskapitel.

Darauf stehen Dinge wie: „Noch einmal das Meer sehen“, „Ein letztes Glas Rotwein trinken“

oder: „Einmal Sex erleben“, „Noch einmal spüren, wie es ist, berührt zu werden“.

Das ist kein Tabu. Das ist Menschlichkeit.


Ich bewundere diese Menschen. Ihre Klarheit. Ihre Stärke. Ihre Bereitschaft, sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen und gleichzeitig mit dem Leben, das noch da ist. Sie wollen nicht nur gepflegt werden. Sie wollen gesehen werden. Als fühlende, liebende, begehrende Wesen.


🏥 Hospize, die Raum geben – dafür mein tiefster Dank


Es gibt Hospize, die diesen Wunsch ernst nehmen. Die nicht urteilen, sondern zuhören.

Die mit den Betroffenen auf Augenhöhe sprechen und sich auf den Weg machen, manchmal auch zu mir. Ich danke diesen Einrichtungen von Herzen. Für ihre Offenheit. Für ihre Menschlichkeit. Für ihr Vertrauen.


Diese Zusammenarbeit ist wertvoll. Sie zeigt, dass Sexualität auch am Lebensende ein Teil von Würde sein kann. Dass Nähe nicht aufhört, wenn das Leben sich verabschiedet – sondern vielleicht gerade dann besonders wichtig wird.


👨‍👩‍👧 Angehörige: Zwischen Liebe, Sorge und Unverständnis


Ich weiß, dass es für Angehörige nicht immer leicht ist. Ich höre Sätze wie: „Jetzt denkt er an Sex! In dieser Phase?“ Manchmal ist da Scham. Manchmal Wut. Manchmal Ratlosigkeit.


Aber ich möchte euch einladen, innezuhalten. Euch zu fragen: Was bedeutet Nähe für mich? Wie schön ist es, Wärme zu spüren, nicht die kühle Hand des Arztes, sondern eine Berührung, die einfach nur da ist. Die nicht bewertet, sondern verbindet.


Intimität am Lebensende ist kein Skandal. Sie ist ein Geschenk. Ein Moment der Selbstbestimmung. Ein letzter Ausdruck von Lebendigkeit.


🌸 Was ich mitbringe


Zeit, Wertschätzung, Zuhören. Wenn ich Menschen in dieser Lebensphase begegne, bringe ich nicht nur meinen Körper mit. Ich bringe Zeit mit. Aufmerksamkeit. Respekt. Ich höre zu. Ich frage, was sie sich wünschen. Und ich begegne ihnen mit dem, was sie verdienen: Würde.

Diese Begegnungen sind für mich keine Routine. Sie sind kostbar. Sie sind traurig und schön zugleich. Ich weiß, dass ich sie vielleicht nur einmal sehe. Und ich weiß, dass sie mich verändern.


💫 Unser Projekt INKLUSIV INTIM


Mit meinem Projekt INKLUSIV INTIM, das ich gemeinsam mit der GS:SG Stiftung ins Leben gerufen habe, setze ich mich dafür ein, dass Menschen mit Behinderung, mit Pflegebedarf oder am Lebensende Zugang zu sexueller Selbstbestimmung und Intimität erhalten.

Ohne Scham, ohne Tabu, mit Respekt und auf Augenhöhe.


Wer dieses Anliegen unterstützen möchte, kann gerne eine Spende über GoFundMe leisten. Den Link zur Kampagne werde ich hier bald ergänzen. Jede Unterstützung hilft, Räume für Nähe, Würde und Menschlichkeit zu schaffen.


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