Meine Dienste als Sexualassistentin!

Seit über zwei Jahrzehnten (2004) arbeite ich als Sexarbeiterin. Doch im Jahr 2018 habe ich meine Berufung gefunden: die Sexualassistenz. Das bedeutet, ich biete intime und respektvolle Begleitung für Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen sowie für ältere Menschen an.

Warum dieser Bereich? Ganz einfach, weil auch diese Menschen ein Recht auf Sexualität haben. Ein Recht auf Nähe, auf Berührung, aufdas Erleben von Lust. Für viele ist bezahlte Dienstleistung die einzige Möglichkeit, ihre Sexualität Selbstbestimmt auszuleben. Ich bin dankbar, dass ich sie dabei unterstützen darf.

Was mich dabei tief berührt, sind die Augen meiner Kundinnen und Kunden. Ich habe selten so ehrliche Dankbarkeit gesehen wie in diesen Momenten. Wenn mir jemand nach einer Begegnung sagt, dass er sich das erste Mal als „Mann“ oder „Frau“ gefühlt hat. Dann weiß ich, wie wichtig meine Arbeit ist.

Außerdem erfüllt sie einen weiteren wichtigen gesellschaftlichen Auftrag: Sexualassistenz kann dazu beitragen, sexuelle Übergriffe in Pflegekontexten zu verringern. Durch die professionelle und einvernehmliche Begleitung werden Bedürfnisse auf eine respektvolle Weise aufgefangen, ohne Pflegekräfte in schwierige Situationen zu bringen.

Doch leider ist Sexualität für Menschen mit Behinderung immer noch ein Tabuthema. In unserer Gesellschaft existiert die traurige Vorstellung, dass diese Menschen „keine Sexualität haben“, insbesondere bei geistiger Einschränkung. Dieses Stigma schmerzt mich sehr. Sexualität ist kein Privileg, sondern ein menschliches Bedürfnis.

Es freut mich, dass immer mehr Einrichtungen, Betreuerinnen und Betreuer dieses Thema offen angehen. Es braucht Mut, Sensibilität und Offenheit, um sich mit professioneller Sexualbegleitung auseinanderzusetzen. Viele zeigen diesen Mut. Aber es gibt auch Heime und Betreuungspersonen, die sich dem Thema verschließen. Das zeigt: Wir stehen erst am Anfang.

Mein Wunsch: Lasst uns weiter dafür kämpfen, dass Sexualität für ALLE Menschen gedacht und ermöglicht wird. Denn Würde kennt keine Grenzen.